Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
rund sechs Wochen sind vergangen seit der letzten Ausgabe von „Driwwer geschwätzt“ – eine Zeit, in der so manches passiert ist: In Berlin hat eine neue Bundesregierung ihre Arbeit aufgenommen. Im Saarland gab es sportlich zwar trotz zweier großer Chancen leider am Ende nicht den erhofften riesigen Erfolg in den Relegationsspielen (dennoch Chapeau an die SV Elversberg und den 1. FC Saarbrücken für die Leistungen in der abgelaufenen Saison), in der Gemeinde Tholey dagegen schon: Denn die Damen des SV Überroth spielen kommende Saison nach der Vizemeisterschaft in der Verbandsliga. Glückwunsch nach „Ü“, Mädels!
Und auch in der Gemeinde Tholey waren wir nicht untätig. In der heutigen Ausgabe von „Driwwer geschwätzt“ will ich daher die Gelegenheit nutzen, die vergangene Gemeinderatssitzung an diesem Mittwoch Revue passieren zu lassen und gleichzeitig wie versprochen das Thema Kinderbetreuung in unserer Gemeinde in den Fokus zu rücken.
Und damit: Viel Spaß beim Lesen!
Sitzung des Gemeinderates – Bauleitplanungen, Kirmesgebühren und 23 Beschlüsse
Die jüngste Gemeinderatssitzung am vergangenen Mittwoch war mit ihren 23 Beschlüssen sicher nicht die längste Sitzung dieser Legislaturperiode, aber doch eine inhaltlich sehr dichte. Deswegen möchte ich einige Beschlüsse besonders hervorheben:
Bauleitplanung – Zwei Neubauprojekte, eines beschlossenen, das Zweite auf dem Weg
Gleich zwei große Neubauprojekte wurden in der vergangenen Sitzung behandelt – in zwei unterschiedlichen Phasen der Bauleitplanung, mit der der Gemeinderat Flächennutzungspläne und Bebauungspläne ändert bzw. auf den Weg bringt.
Einmal ging es um das Projekt „Landhausquartier Schaumberg“, über das ich bereits ausführlich in Ausgabe 14 berichtet hatte. Das Unternehmen Exsos aus Thüringen kann nun zusammen mit der Victors-Gruppe auf der Fläche neben dem Gesundheitszentrum Reha-Fit in verschiedenen Bauabschnitten und Gebäudekomplexen ein umfangreiches Pflegeangebot samt Wohnangeboten für verschiedene Generationen errichten. Die entsprechenden Beschlüsse hierfür hat der Gemeinderat nun gefasst.
Gleiches gilt für den Neubau des Seniorenhauses der GFA mbH im Ortsteil Tholey. Weil das bestehende Gebäude in der Jahnstraße in die Jahre gekommen ist, soll nun am neuen Standort in der Dr.-Adenauer-Straße ein modernes Gebäude zur Betreuung und Pflege älterer Menschen entstehen – samt der wichtigen Tagespflegeplätze, die auch in unserer Gemeinde nachgefragt sind. Im Falle dieses Projekt liegen aber noch nicht die finalen Beschlüsse vor, sondern „nur“ der sog. Aufstellungsbeschluss. Durch ihn haben nun alle vom Projekt Betroffenen, aber auch die Landesbehörden die Möglichkeit, Stellung zu beziehen. Erst danach geht es in die nächste Runde.
Dennoch freue ich mich, dass beide Projekte vom Gemeinderat so positiv begleitet werden. Denn beide leisten einen entscheidenden Beitrag für die Versorgungsstruktur in unserer Gemeinde und darüber hinaus.
Kindercampus Hasborn-Dautweiler – Planung freigegeben
Einen großen nächsten Schritt hat auch das Projekt Kindercampus Hasborn-Dautweiler genommen. Mit der Anerkennung der Planung durch den Gemeinderat sind nun die planerischen Grundlagen soweit fixiert, dass die Baugenehmigungen vorbereitet werden können, damit das für die Kinderbetreuung in unserer Gemeinde zentrale Projekt dem strengen Zeitplan folgend noch im Sommer starten kann. Dabei galt es, im Planungsprozess so manche Anpassungen vorzunehmen – zum Beispiel auch nach Hinweisen der zuständigen Ministerien, bspw. mit Blick auf Raumgrößen, Zugangssituationen etc. Dazu später mehr.
Ebenso wurden weitere Beschlüsse für das Freizeithaus St. Mauritius gefasst und beim Feuerwehrgerätehaus Hasborn-Dautweiler samt Atemschutzwerkstatt steht schon Anfang Juli der Spatenstich an. Es geht also weiter mit unseren Großprojekten.
Verzicht auf Standgebühren – Erhalt unserer Kirmes-Veranstaltungen
Der Sommer steht vor der Tür und damit auch unsere Kirmessen und Dorffeste. Während bei den Dorffesten keine festen Regelungen gelten, waren die Standgebühren bei Kirmessen in einer eigenen sog. Kirmessatzung festgelegt.
Weil Schausteller und Standbetreiber in den letzten Jahren aber durch die Corona-Pandemie und steigende Preise arg gebeutelt wurden, wird es immer schwerer, Fahrgeschäfte und andere Betreiber zu finden. Aber gerade das macht doch die Traditionen in unseren Dörfern aus. Um genau die zu erhalten, hat der Gemeinderat nun entschieden, bis zum Jahr 2029 für diese Betriebe keine separaten Standgebühren mehr zu erheben. Das heißt, dass nur noch Strom- und Wasserverbräuche gezahlt werden müssen. Damit wollen wir unsere dörfliche Kultur erhalten und ich bin froh, dass der Gemeinderat auch diesen Vorschlag einstimmig unterstützt hat.
Alle weiteren Beschlüsse fassen wir für Sie übrigens in der nächsten Ausgabe der Tholeyer Nachrichten noch einmal zusammen.
Kinderbetreuung in der Gemeinde Tholey – Wo wir stehen, wohin wir wollen
Das Thema Kinderbetreuung ist in vielen Städten und Gemeinden immer wieder in aller Munde. Der Grund dafür ist eindeutig: Gerade die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hängt maßgeblich von einer gut organisierten, verlässlichen und bezahlbaren Kinderbetreuung ab.
Die Gemeinde Tholey hat hier in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um die Betreuungseinrichtungen baulich wie fachlich weiterzuentwickeln, personell zu stärken und gleichzeitig wie vom Gesetzgeber die finanzielle Belastung für Familien zu senken – und das alles nicht immer ohne Herausforderungen. Auch auf die will ich heute eingehen.
Personalstruktur in den Einrichtungen
Das Thema Personal ist bei der Kinderbetreuung elementar. Wenn unsere Kitas echte Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sein sollen, wie es der Gesetzgeber vorgibt, braucht es dafür gut qualifiziertes Personal, und das auch in großer Zahl. Deswegen will ich gleich zu Beginn sagen, zumal ich derzeit Praktika in allen Einrichtungen mache: Ich bin stolz auf unsere Teams in den Kitas. Denn sie leisten hervorragende Arbeit in einem nicht immer leichten Umfeld.
Aber wie ist hier der Stand? In den vier kommunalen Kindertageseinrichtungen in Theley, Überroth-Niederhofen, Sotzweiler und Tholey sind derzeit fast 100 Kolleginnen und Kollegen tätig. Damit sind die Kindertagesstätten eine echte Hausnummer im „Konzern Gemeinde Tholey“. Zum Vergleich: Im Rathaus arbeiten rund 40 Beschäftigte, beim Baubetriebshof 25. Die Anzahl der Beschäftigten darf sich die Gemeinde Tholey übrigens nicht aussuchen. Denn das zuständige Landesjugendamt im Bildungsministerium genehmigt einigen bestimmten Personalschlüssel pro Einrichtung auf Basis der dort betreuten Kinder und der Gruppenanzahl.
Insgesamt verteilen sich die Beschäftigten wie folgt:
Bei den Kolleginnen und Kollegen handelt es sich um Erzieherinnen und Erzieher, aber auch um Kinderpflegerinnen und -pfleger sowie Hauswirtschaftskräfte. Und was uns ebenfalls wichtig ist: Wir wollen das Thema Multiprofessionalität genauso stärken wie Quereinstiegsoptionen durch Weiterqualifizierungen und vieles mehr. Hinzu kommt ein Qualitätsmanagement, das klare Strukturen und Prozesse bietet, z.B. in der Elternbetreuung, bei Zwischenfällen oder auch besonderen Beobachtungen in den Einrichtungen.
Gerade die Multiprofessionalität bietet aus meiner Sicht viele Vorteile: Durch den Einsatz von Professionen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder auch Logopädie bringen wir wichtige Kenntnisse in unsere Einrichtungen, die neue Anreize bieten und die Teams noch besser machen können.
Wahr ist aber auch: Durch kurzfristige Personalveränderungen z.B. durch schwangerschaftsbedingte Ausfälle, Krankheiten o.ä. sind wir immer und immer wieder auch auf der Suche nach geeigneten Ergänzungen für unsere Teams. Das ist gleich aus zwei Gründen nicht immer leicht: Einerseits führt der Fachkräftemangel zu einem riesigen Wettbewerb der Einrichtungen und Träger untereinander, andererseits brauchen gerade Kinder im jungen Alter Kontinuität bei den Erzieherinnen und Erziehern. Diese Aufgabe bleibt also bestehen – und sie bleibt spannend!
Kinderzahlen und Gruppenstruktur
Insgesamt werden in den vier kommunalen Einrichtungen derzeit rund 380 Kinder betreut, verteilt auf 21 Gruppen. Die Auslastung und die Altersstruktur unterscheiden sich dabei je nach Standort:
Auffällig ist hier, dass insbesondere in der kommunalen Kita in Tholey ein sehr hoher Anteil an unter Dreijährigen betreut wird. Damit reagiert die Gemeinde auch auf die steigende Nachfrage nach früher Betreuung, weil beispielsweise beide Elternteile berufstätig sind.
Diese Betreuungszahlen werden sich – so die Prognosen auf Basis der Geburtenraten – in den kommenden Jahren auch nicht verringern. Das bedeutet, dass auch in Zukunft die entsprechenden, kindgerechten Räumlichkeiten von der Gemeinde bereitgehalten werden müssen. Denn auch hier macht das Landesjugendamt eindeutige Vorgaben, zum Beispiel bei Raumgrößen und der Zahl der Betreuungsplätze je nach Raumangebot.
Hierzu finden regelmäßig Begehungen statt, um die sog. Betriebserlaubnis zu errechnen, also die Genehmigung zum Betrieb der Kita. In dieser „BE“ sind auch die Personalstunden aufgelistet, die in der Kita für die Betreuung der entsprechenden Kinderzahl aufgebracht werden dürfen. Dieser Personalschlüssel ist wichtig, denn nur die in dieser Erlaubnis gelisteten Personalstunden und die damit einhergehenden Kosten werden am Ende auch vom Land und dem Landkreis gefördert. Ein umfangreiches System, das für die Gemeinde als Träger unentbehrlich ist – aber am Ende auch Qualität sichern soll.
Beitragsstruktur – Entlastung durch gesetzliche Vorgaben
Den gesetzlichen Vorgaben des Saarlandes folgend werden die Elternbeiträge auch in der Gemeinde Tholey weiter sinken – und zum 1. August 2025 um weitere 25 Prozent reduziert. Ziel der Landesregierung ist es, bis 2027 die Beiträge auf „Null“ zu senken und damit die finanzielle Belastung für Familien schrittweise zu minimieren.
Die neue Beitragstabelle sieht unter anderem folgende Änderungen vor (jeweils für das erste Kindergartenkind, denn für alle weiteren Kinder gelten Ermäßigungen):
Diese Entlastung, die der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat, ist neben der Einhaltung der Ziele des Landes zugleich Ausdruck unseres kommunalen Engagements, gute Betreuung für alle Familien bezahlbar zu gestalten.
Mittagessen – ein wichtiges Thema
Das Thema Mittagessen in den Kindertageseinrichtungen ist eines, das mich seit Beginn meiner Amtszeit begleitet. Zu den Fakten: In den vier gemeindlichen Einrichtungen werden täglich insgesamt rund 240 warme Mahlzeiten ausgegeben.
Diese Speisen werden durch den externen Anbieter „Kochen für Kids“ geliefert, der seinen Sitz in der Gemeinde Tholey hat und auch hier kocht. Dieser Betrieb ist „DGE-zertifiziert“ (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) und bietet dadurch täglich frisch zubereitete, ausgewogene Mahlzeiten an. Eine solche Zertifizierung wird vom Landesjugendamt zwischenzeitlich empfohlen und perspektivisch wohl auch gefordert werden. Denn auch beim Essen werden Vorgaben gemacht. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Kindern, die eine gewisse Betreuungszeit pro Tag erreichen, eine warme Mahlzeit in der Kita geboten werden muss.
Diskussionen um das Essen gibt es immer wieder einmal – sei es wegen der Preise (rund 4,30 Euro pro Mahlzeit), wegen des Geschmacks oder auch der Auswahl. Weil einige dieser Faktoren aber subjektiv sind, arbeiten wir in den Einrichtungen inzwischen mit Feedback-Bögen, um die Qualität und die Auswahl mit dem Caterer gemeinsam stetig zu verbessern. Der Bezug über einen spezialisierten Caterer gewährleistet aus Sicht der Gemeinde übrigens eine gleichbleibend hohe Qualität, entlastet das pädagogische Personal und ist unter organisatorischen und hygienischen Aspekten häufig sinnvoller als der Betrieb eigener Küchen in jeder Einrichtung – zumal manche Einrichtungen dafür räumlich gar nicht geeignet wären.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
fünf Seiten, so lang war „Driwwer geschwätzt“ bisher noch nie. Aber mir war es wichtig, nicht nur einige der wichtigen Beschlüsse des Gemeinderates etwas ausführlicher zu beleuchten, sondern auch dem Thema Kinderbetreuung den notwendigen Raum zu geben. Hintergründe zu erläutern, Zusammenhänge zu beschreiben und Fragen zu beantworten sind wichtiger Bestandteil dessen, was ich in dieser Reihe zu erreichen versuche. Und ich hoffe, dass es mir auch dieses Mal gelungen ist.
Sollten Sie noch eine Frage zu den Themen dieser Ausgabe haben oder sich für ganz andere Bereiche unserer Gemeinde interessieren, dann lassen Sie es mich bitte wissen – per Mail, in den sozialen Medien oder in meiner Sprechstunde im Rathaus.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und uns allen einen guten Start in den Sommer, eine schöne Zeit bei den vielen anstehenden Festen und vor allem Gesundheit.
Bis zum nächsten Mal bei „Driwwer geschwätzt“.
Herzliche Grüße
Ihr Andreas Maldener