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Zugabe, Blumen, Begeisterung

Rauschender Applaus für Daphné Macary und Güneş Oba nach einer musikalischen Expedition in die Poesie – Der erste Johannes-Kühn-Tag in Hasborn – Dr. Martin Rech neuer Vorsitzender

Am Ende: rauschender Applaus, Zugabe, Blumen für die Künstlerinnen. Mit einer musikalischen Expedition in die Welt der Poesie haben die Mezzosopranistin Daphné Macary und die Pianistin Güneş Oba am Freitag, dem 3. Oktober 2025, in Hasborn-Dautweiler ihr Publikum entzückt. Sie mischten Gedichte von Johann Wolfgang Goethe und Johannes Kühn mit Melodien der Klassiker Franz Schubert und Robert Schumann sowie des zeitgenössischen saarländischen Komponisten Joachim Balzer aus Steinbach im Saarland. Das Ergebnis waren schiere Freude und Begeisterung unter den mehr als 60 Zuhörerinnen und Zuhörern. Die Präsentation war „der künstlerische und emotionale Höhepunkt“ des ersten Johannes-Kühn-Tages, so der neugewählte Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, Dr. Martin Rech. „Das hat viel, viel Spaß gemacht. Das war anregend und ergreifend, das war Musik, die jeder genießen kann.“

Kurator der ausdrucksstarken Performance mit dem Titel „Mit Sehnsüchten leb‘ ich“ war der Germanist und Verleger Armin Sinnwell, der die literarischen Texte und Musikstücke ausgewählt und die Konzeption entwickelt hatte. Er begleitete den Auftritt der beiden Musikerinnen, die sich an der Hochschule für Musik Saar kennen gelernt haben, als Moderator. Und er lieferte die notwendigen Informationen zum Verständnis und zur Einordnung des Gehörten. Der anwesende erste Beigeordnete der Gemeinde Tholey, Alexander Besch, war sichtlich hingerissen von der Qualität der Darbietung und sagte, das vielfältige kulturelle Leben am Schaumberg werde auf diese Weise durch Elemente der Hochkultur bereichert.

Die Darbietung im Vereinshaus in Hasborn-Dautweiler bildete den krönenden Abschluss des Johannes-Kühn-Tages, der am Tag der deutschen Einheit, dem zweiten Todestag des saarländischen Dichters, zum ersten Mal begangen wurde. Weitere Programmpunkte waren neben einer Mitgliederversammlung der vor einem Jahr gegründeten Johannes-Kühn-Gesellschaft und einem gemeinsamen Mittagessen auch Gespräche mit zwei Zeitzeugen sowie mit dem französischen Germanisten und Übersetzer Joël Vincent aus der Champagne.

Joël Vincent hat bisher insgesamt sechs Bücher von Johannes Kühn ins Französische übertragen. Zuletzt erschien jüngst das Werk „Moi qui ne possède rien, célébrant le papillon“. Es enthält die Gedichte, die 2018 in Deutsch unter dem Titel „Besitzlos, den Schmetterling feiernd“ im Münchner Rubicon-Verlag als eine Art Retrospektive veröffentlicht wurden. Der Rubicon-Verleger Armin Sinnwell, der aus dem Saarland stammt und zum Vorstand der Johannes-Kühn-Gesellschaft gehört, wies im Gespräch mit Joël Vincent auf die Herausforderungen hin, die gerade die Übersetzung von Gedichten darstelle. An Textbeispielen aus dem neuen Buch demonstrierte er, dass Kühns Verse im Französischen noch zusätzlichen Reiz und neue Dimensionen gewännen und „eleganter, nicht so hart“ klängen. Die Arbeit Joël Vincents nannte er „sehr, sehr gelungen“.

Zuvor hatten als Zeitzeugen der Musiker Wolfgang Trost aus Alsweiler und der Arzt Dr. Martin Rech aus Homburg über ihre persönlichen Begegnungen mit Johannes Kühn berichtet. Wolfgang Trost, der viele Jahre als Regionalkantor des Bistums Trier wirkte und verschiedene Chöre leitete, hatte Kühn 2018 persönlich kennen gelernt und ihn danach auf dessen Wunsch hin regelmäßig alle zwei Wochen in Hasborn besucht, meist nur für 20 Minuten. Sie trafen sich im Gasthaus Huth oder in der Hütte des Dichters bei seinem Wohnhaus. Dabei legte Kühn ihm jeweils ein paar neue Werke vor und fragte nach seinem Urteil. Zudem bat er den Gast, ihm Themen für weitere Gedichte zu stellen.

Im Laufe der Jahre kamen so 70 bis 80 Gedichte zusammen, die Wolfgang Trost als Geschenk erhielt. Er stellte sie jetzt der Johannes-Kühn-Gesellschaft zur Verfügung, die derzeit die Möglichkeiten einer Veröffentlichung prüft. Zu diesen Werken zählt auch das Gedicht „Herbstahnen“, das Johannes Kühn im September 2023 schrieb, kurz vor seinem Tod am 3. Oktober jenes Jahres. „Frühlingsleier ist schon verrostet, Frühlingsleier ist schon versetzt“, heißt es darin. Wolfgang Trost sagte, für ihn seien die Begegnungen mit Johannes Kühn „eine große Bereicherung“ gewesen, „sie bleiben für mich unvergessen. Es war eine der schönsten und besten Erfahrungen der letzten Jahre.“

Einen besonderen Zugang zu Johannes Kühn hatte auch der Radiologe und Nuklearmediziner Dr. Martin Rech aus Homburg, der in Thalexweiler aufgewachsen ist. Er ist der Sohn von Benno und Irmgard Rech, den engsten Freunden des Dichters, die auch fast alle seine Werke herausgegeben haben. Von Kindesbeinen an hatte Martin Rech sehr häufigen Umgang mit Johannes Kühn, der zeitweise fast täglich von Hasborn nach Thalexweiler wanderte und die neuesten Gedichte mitbrachte. „Der Schang war eine schillernde Persönlichkeit“, sagte Martin Rech im Gespräch mit dem Journalisten Klaus Brill.

Der Dichter ging in jenen Jahren mit wehendem Mantel durch die Landschaft und trat im Gespräch sehr temperamentvoll und dominant auf, wie Martin Rech es empfand. „Er hat sehr selbstbewusst das erzählt, was er erzählen wollte, in späteren Jahren war er zurückhaltender. Es hat mich immer beeindruckt, dass er ganz anders geredet hat als der Durchschnittsmensch“. Weiter berichtete der Arzt von einem gemeinsamen Urlaub mit Johannes Kühn in Slowenien, der Heimat seiner Frau Lilli. Zur Silberhochzeit erhielten die beiden ein persönliches Gedicht, ebenso zu anderen Anlässen. Benno und Irmgard Rech waren nach der Erinnerung ihres Sohnes über viele Jahre hin sehr stark mit den Gedichten von Johannes Kühn und den Kontakten zu Verlagen, Redaktionen und anderen Autoren beschäftigt. Auf der anderen Seite sei das Leben der Familie durch die zahlreichen Begegnungen mit interessanten Menschen sehr bereichert worden, „wir haben ganz viel davon gehabt“.

Martin Rech nimmt seit der Gründung eine führende Rolle in der Johannes-Kühn-Gesellschaft ein, zunächst als stellvertretender Vorsitzender, seit dem 3. Oktober als Vorsitzender des Vereins. Bei der Mitgliederversammlung, die zum Beginn des Johannes-Kühn-Tages im Gasthaus Huth, dem Stammlokal des verstorbenen Dichters stattfand, tauschte er sein Amt mit dem bisherigen Vorsitzenden und jetzigen Stellvertreter Armin Sinnwell. Begründet wurde dieses von den Mitgliedern einstimmig gebilligte Vorgehen damit, dass Armin Sinnwell aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Verleger in Stuttgart und München zeitlich sehr stark in Anspruch genommen werde.

In seinem Rechenschaftsbericht teilte Sinnwell mit, dass seit der Gründung der Johannes-Kühn-Gesellschaft am 23. Juni 2024 sich die Zahl der Mitglieder von zwölf auf 65 erhöht habe. Fünf weitere kamen während des Johannes-Kühn-Tags hinzu, sodass inzwischen ein Stand von 70 Mitgliedern erreicht ist. Von ihnen leben knapp ein Dutzend außerhalb des Saarlandes und knapp 20 in Hasborn oder anderen Ortsteilen der Gemeinde Tholey. Als besondere Aktivitäten des vergangenen Jahres nannte Armin Sinnwell unter anderem den Aufbau einer eigenen Website unter der Adresse www.johannes-kuehn.de, die Abhaltung eines Wandertages auf dem Johannes-Kühn-Weg, die Einrichtung einer Gedenkecke im Hasborner Gasthaus Huth sowie die Vorstellung des Buches „Dichter – Roman einer Freundschaft“ der Berliner Autorin Katrin Askan. Sie behandelt darin das symbiotische Zusammenwirken Kühns mit Benno und Irmgard Rech.

Des weiteren steht die Johannes-Kühn-Gesellschaft nach Sinnwells Worten in engem Kontakt mit dem Deutschen Literatur-Archiv in Marbach am Neckar, das in naher Zukunft den bisher von Benno und Irmgard Rech gehüteten literarischen Nachlass von Johannes Kühn in seine Bestände aufnehmen will. „Das ist der Ritterschlag für ein Werk“, sagte Armin Sinnwell. Die bisher beim Hanser-Verlag in München liegenden Rechte an den Gedichten des verstorbenen Autors habe man zurückgewonnen und könne nun frei verfügen. Als wichtige Zukunftsprojekte nannte der Vorsitzende unter anderem die Sammlung verstreuter Gedichte, die Johannes Kühn über die Jahre hin in Zeitschriften wie der „saarheimat“ veröffentlicht habe und die in einem neuen Band zusammengefasst werden sollten. Man erwäge außerdem noch eine Reihe weiterer Publikationen.

Einstimmig billigten die Mitglieder auch eine Satzungsänderung. Demnach ist der Sitz der Johannes-Kühn-Gesellschaft jetzt offiziell in Hasborn-Dautweiler, wo Johannes Kühn sein ganzes Leben verbracht hat. Die frühere Gesellschaft zur Förderung saarländischer Literatur, aus der die Johannes-Kühn-Gesellschaft 2024 hervorgegangen ist, war in Lebach ansässig. Des weiteren wurde beschlossen, der bundesweit tätigen Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten beizutreten. Schon vor einiger Zeit war die Johannes-Kühn-Gesellschaft auch der Gemeinschaft der Ortsvereine Hasborn-Dautweiler e. V. beigetreten, in deren Vereinshaus am 3. Oktober ein Teil der Veranstaltungen stattfand.

 

Bildunterschrift: v.l.n.r. Der Verleger und stellvertretende Vorsitzende der Johannes-Kühn-Gesellschaft, Armin Sinnwell; der Erste Beigeordnete der Gemeinde Tholey, Alexander Besch; der Vorsitzende Dr. Martin Rech; der französische Übersetzer Joel Vincent; Irmgard Rech und Vorstandsmitglied Jutta Backes-Burr

 

Foto: Johannes-Kühn-Gesellschaft