
In einer festlichen Zeremonie ist der neu gewählte Abt der Benediktinerabtei St. Mauritius in Tholey, Pater Wendelinus Naumann OSB, am Christkönigssonntag offiziell eingeführt worden. Bischof Dr. Stephan Ackermann aus Trier erteilte dem 53-Jährigen die Benediktion und überreichte ihm die Insignien seines Amtes – den Ring als Zeichen der Treue, die Mitra sowie den Hirtenstab als Symbol seines pastoralen Dienstes. Mit den Worten „Ich bin bereit“ beantwortete Abt Wendelinus die fünf Fragen, die der Bischof ihm zu Leitung, Dienst und Verantwortung gegenüber dem Konvent stellte.
Die Abteikirche war dem Anlass gemäß bis auf den letzten Platz gefüllt, zusätzliche Stuhlreihen waren aufgestellt worden. Zahlreiche Gläubige aus der Region sowie Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche waren bei dem beinahe zweistündigen Hochamt dabei, das durch den Gesang der Choralschola und Orgelmusik von Christian Mees musikalisch gestaltet wurde.
Die Benediktion fiel bewusst auf den Christkönigssonntag, was Bischof Ackermann in seiner Predigt als geistiges Zeichen deutete. Christus als König bedeute nicht Macht durch Gewalt, sondern Wirken durch Hingabe und Liebe. Dies sei die Aufgabe des Konvents, sagte der Bischof: Christus in allem den ersten Platz einzuräumen. Eine besondere Verbindung sah Abt Wendelinus darin, dass am Vortag der 66. Geburtstag des im Juli dieses Jahres plötzlich verstorbenen Abtes Mauritius Choriol gewesen wäre. „Es sind diese kleinen Dinge, die doch eines zeigen: Gott ist da“, betonte der neue Abt sichtlich bewegt.
In einer kurzen Ansprache gab Wendelinus Einblick in persönliche Erfahrungen der zurückliegenden Monate. Eine schwere Erkrankung habe ihn an seine Grenzen gebracht; er verlor dabei einen Fuß und steht seitdem in medizinischer Behandlung. „Der Rosenkranz war in dieser Zeit mein bester Freund“, sagte er. Die Erfahrung, in seinem Leid nicht allein zu sein, habe ihm Hoffnung und Kraft geschenkt. Nun gelte es, den Konvent wieder in eine stabile Normalität zu führen. „Das Gebet wird an erster Stelle stehen sowie die Sorge für die Menschen“, erklärte er. Die Gemeinschaft fühle sich in Tholey tief verwurzelt und getragen.
Auch politische Vertreter würdigten die Bedeutung des Klosters für Region und Gesellschaft. Landrat Udo Recktenwald erinnerte an den Leitspruch des neuen Abtes „Demut und Barmherzigkeit“ und appellierte an Verantwortliche in Politik und Gesellschaft, innezuhalten und zu prüfen, ob gemeinsames Handeln vom richtigen Geist geprägt sei. Bürgermeister Andreas Maldener bezeichnete die Abtei als „Herz und Seele des Ortes, geistigen Ankerpunkt, kulturellen Schatz und Ort des Friedens in einer Welt, die oft zu laut ist“. Der plötzliche Tod von Abt Mauritius sei ein tiefer Einschnitt gewesen, doch mit Wendelinus setze die Gemeinschaft auf Kontinuität und Zukunft.
Die Wahl des neuen Abtes war bereits am 25. August. Unter dem Vorsitz von Abtpräses Franziskus Berzdorf und im Beisein von Abt Andreas Werner aus der Abtei Gerleve wurde der bisherige Prior des Klosters in geheimer Wahl für eine Amtszeit von zwölf Jahren gewählt. Wendelinus Naumann, bürgerlich Johannes Naumann, stammt aus Thalexweiler bei Lebach. Vor seinem Eintritt in den Konvent im Jahr 2015 war er als Historiker und Numismatiker tätig und veröffentlichte zahlreiche regionale Fachpublikationen. Der Abtei war er bereits seit Ende der 1990er Jahre eng verbunden. Er studierte Theologie und Philosophie und wurde 2021 – ebenfalls von Bischof Stefan Ackermann – zum Priester geweiht. In der Abtei war er zunächst Magister der Ausbildung, später Prior und intensiv an der Konzeption und Sanierung der Abteikirche mit ihren international beachteten neuen Fenstern beteiligt.
Für seine Amtszeit sieht der neue Abt die Stärkung der klösterlichen Gemeinschaft, die Fortführung begonnener Projekte und die Gewinnung neuer Berufungen als zentrale Aufgaben. Der Konvent zeichnet sich durch ein außergewöhnlich junges Durchschnittsalter von unter 50 Jahren aus.
Am Ende der Feier richtete Abt Wendelinus ein Wort des Dankes an seine Mitbrüder, an die zahlreichen Gäste und an seine Familie. In Gedanken sei er auch bei seinem verstorbenen Vater, seinen Großeltern und besonders bei Abt Mauritius. „Die Aufgabe, die vor uns liegt, ist groß. Aber wir sind nicht alleine. Gott wird uns führen.“
Fotos: Anton Didas